10 Jahre Dorfladen-Schlichten

Schorndorf-Schlichten: Zehn Jahre Dorfladen — Erfolgsgeschichte wird gefeiert

Das zehn­jährige Beste­hen des Dor­fladens in Schlicht­en ste­ht an: Es freuen sich Max Maier, Nadine Wild, Achim Lütkemöller, Jochen Schmid und Felix Liehr. (von links). @Gabriel Habermann

Schorn­dorf-Schlicht­en. „Da lässt es sich bei ein­er Tasse Kaf­fee aushal­ten“, ruft eine Kundin in die son­nige Ter­rasse­necke vor dem Dor­fladen und ver­schwindet mit ihrem Einkauf­sko­rb. Beisam­men sitzen diejeni­gen, die was zu erzählen haben. Die Freude ist spür­bar: Dass sich der Dor­fladen seit zehn Jahren in
 Schorn­dorf ‑Schlicht­en bewährt, sei eine „wahre Erfol­gs­geschichte“.
Trotz viel­er­lei Her­aus­forderun­gen ist es den Ver­ant­wortlichen gelun­gen, den Dor­fladen als feste Größe im Ort zu etablieren. Die Konkur­renz der Dis­counter und Super­märk­te ist zwar riesig, und viele Dor­flä­den gehen sang- und klan­g­los unter, nicht so der Dor­fladen in Schlicht­en. Hin­ter dem Laden ste­hen eine Genossen­schaft und viele engagierte Ehrenamtliche.

Nicht nur Ort des Einkaufens, son­dern auch Tre­ff­punkt
Vor­stand und Auf­sicht­sratsmit­glieder nehmen das Jubiläum zum Anlass, ihre Begeis­terung kundzu­tun. Ein „her­zlich­es Dankeschön“ gelte dabei den zwei engagierten, haup­tamtlichen Mitar­bei­t­erin­nen Nadine Wild und Vio­la Deike, die mit „viel Herz und Hingabe täglich für die Kun­den da sind“. Ihr uner­müdlich­er Ein­satz sorge dafür, dass „unser Laden nicht nur ein Ort des Einkaufens, son­dern auch ein Tre­ff­punkt für die Dor­fge­mein­schaft ist“. In diesem Punkt sind sich Felix Liehr (Auf­sicht­srat-Vor­sitzen­der der rund 250 Mit­glieder großen Genossen­schaft), Achim Lütkemöller (Sprech­er des Vor­stands), Max Maier (Vor­stand) und Jochen Schmid (Auf­sicht­srat) einig.

„Nicht umson­st sind wir mit der Ausze­ich­nung ’Dor­fladen mit Herz’ prämiert wor­den“, sagt Jochen Schmid mit Stolz. Großer Dank gebührt zudem den rund zwölf ehre­namtlichen Helferin­nen und Helfern. „Ihr Engage­ment und ihre Unter­stützung sind von unschätzbarem Wert und tra­gen maßge­blich dazu bei, dass wir als genossen­schaftlich­er Lebens­mit­tel­laden beste­hen kön­nen“, so der Vor­stand. Ohne sie wäre dieser Erfolg nicht möglich gewe­sen. Und — last but not least: „Natür­lich möcht­en wir uns auch bei unser­er treuen Kund­schaft bedanken. Ihre Unter­stützung und Loy­al­ität sind das Fun­da­ment, auf dem unser Dor­fladen steht.“

2012 ist die Dor­fladen-Idee entstanden

Doch wie hat es mit dem Dor­fladen eigentlich ange­fan­gen? „2012 ist die Idee ent­standen. Ein Arbeit­skreis ging mit dem Konzept an die Öffentlichkeit“, berichtet Schmid, ein „Mann der ersten Stunde“. Gesucht wur­den Bürg­er und Bürg­erin­nen, die sich als Gesellschafter mit 50 Euro oder mehr am Pro­jekt beteili­gen. Ziel sei es gewe­sen, min­destens 50.000 Euro zu erzie­len. „Ein halbes Jahr später hat­te man das Geld zusam­men“, so Max Maier. Näch­ste Frage: Wo sollte der Laden in Schlicht­en eröffnet wer­den? Den ide­alen Stan­dort für einen neuen Zweck­bau fand man schließlich neben dem Freibad mit­ten im Ort. Die Stadt half bei der Finanzierung und legte nochmals 50.000 Euro drauf, die Genossen­schaft nahm für den Bau des Ladens zusät­zlich einen Kred­it auf. „Alle waren sich des Risikos bewusst“, gibt Felix Liehr zu. Zumal das „erste Kern­team“, das sich her­auskristallisiert hat­te, „so gar nichts mit Lebens­mit­tel­pro­duk­tion, Verkauf­s­lade­nor­gan­i­sa­tion oder Ähn­lich­es“ zu tun hat­te. Man sei nicht blauäugig an das Vorhaben herange­treten, habe sich mit Dat­en der Kon­sum­forschung beschäftigt und sich bei anderen Dor­flä­den­in­formiert. „Sie sehen ja — das Gebäude haben wir mit Pavil­lonele­menten gebaut. Wäre der Plan nicht aufge­gan­gen, hät­ten wir dies wieder rel­a­tiv schnell abbauen und für einen anderen Zweck weit­er­ver­wen­den kön­nen“, so Felix Liehr. Im Mai 2015 war die Eröffnung

Einkaufen im Dor­fladen: Das Geschäft bietet ein gehobenes Voll­sor­ti­ment. © Gabriel Habermann

Begin­nend mit einem Basis­sor­ti­ment eines Lebens­mit­tel­großhan­dels habe man sich „selb­st erst sortieren müssen“: Wo liegt der Bedarf? Was ist nötig? Gut zwei Jahre hat es laut Felix Liehr gebraucht, bis man beim heuti­gen Stan­dard angekom­men sei. Brot und Äpfel, Kekse und Käse, Wein, Sham­poo und Putzmit­tel: Mit mehr als 1500 Artikeln gibt es alles für den täglichen Bedarf. Hauptliefer­an­ten seien Ede­ka und Pax­an sowie ver­schiedene kleinere regionale Fir­men. Das Konzept in Schlicht­en ist aufge­gan­gen. Da die Genossen­schaft nicht auf Gewinn angelegt sei, genüge in der Bilanz eine schwarze Null.

Der größte Gewinn ist das Ver­trauen ins Produkt

Der größte Gewinn sei, dass die Kun­den wüssten, woher die Pro­duk­te kom­men, und wer der Her­steller ist, so Maier. „Das Ver­trauen in das Pro­dukt ist ein­fach da, wenn man beispiel­sweise weiß, woher die Eier oder die Wurst kom­men.“ Das sei die Stärke des Dor­fladens. „Er ist das Herz des Ortes. Hier schlägt der Puls“, beschreibt es Felix Liehr. Das sei auch ein Teil der Moti­va­tion, nicht müde zu wer­den, wenn auch in der Zwis­chen­zeit die ehre­namtlichen Mitar­beit­er schw­er­er zu gewin­nen sind.

„Als wir die Genossen­schaft gegrün­det haben, gab es viele Inter­essen­ten. Die Begeis­terung war groß, jed­er wollte auf seine Art und Weise mit­machen“, erzählt Jochen Schmid. Heute sei es ein Prob­lem, genü­gend Leute zu find­en, zumal immer mehr Helfer der ersten Stunde alters­be­d­ingt auss­chei­den müssten. Gerne würde man jün­gere Ehre­namtliche gewin­nen, die sich engagieren und auch noch eine weit­ere haup­tamtliche Mitar­bei­t­erin beschäfti­gen. „Aber ein weit­eres Haup­tamt kön­nten wir schlichtweg nicht bezahlen“, gibt der Vor­stand zu.

Manche kaufen im Dor­fladen fast alles ein

Der Laden läuft — mit Öff­nungszeit­en von 7.30 Uhr bis 13 Uhr und 15.30 Uhr bis 18 Uhr. Sam­stags ist von 7 bis 12.30 Uhr geöffnet, mittwochnach­mit­tags geschlossen. Rund 100 Kun­den kom­men durch­schnit­tlich am Tag. Achim Lütkemöller: „Sam­stags ist der umsatzstärk­ste Tag.“ Manche kaufen im Dor­fladen fast alles ein.

Aber auch die Schlicht­en­er müsse man ständig daran erin­nern, dass der Dor­fladen kein Ergänzungsladen sei, in dem man nur mal kurz mit­nimmt, was man woan­ders vergessen hat, sagt Liehr. „Man muss den Leuten klar sagen, dass manche Lebens­mit­tel vielle­icht ein biss­chen mehr kosten, aber ein gesellschaftlich­er und ökol­o­gis­ch­er Mehrw­ert geschaf­fen wird.“ Immer­hin gab es auch in Schlicht­en zwis­chen­zeitlich mehr als zehn Jahre lang keinen Laden mehr. Die Leute mussten nach Win­ter­bach oder Schorn­dorf zum Einkaufen fahren. „Sie müssen es schätzen, dass es den Dor­fladen gibt. Man merkt erst, was einem fehlt, wenn es nicht mehr existiert.“ Die Ver­ant­wortlichen sind mehr als überzeugt: „Unser Dor­fladen — gut das es ihn gibt.“ Eine Bestä­ti­gung für alle: Zehn Jahre sind zehn Jahre. Und das wird am Sam­stag, 17. Mai, direkt am Dor­fladen gefeiert.

  • “Auszug aus den Schorn­dor­fer Nachrichten ”